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Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens

AG Säugetierkunde in NRW

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Säugetierarten. Probieren Sie es aus.

Zwergmaus

Harvest mouse

Rote Liste NRW: G Gefährdung unbekannten Ausmaßes

Micromys minutus

Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Foto: Jan Ole Kriegs, Heiliges Meer 2008
Die Zwergmaus ist mit 5 bis 7,5 cm Körperlänge und einem Gewicht von 7 bis 14 g eines der kleinsten europäische Nagetiere. Der Schwanz der hellbraunen bis ockerfarbenen Tiere weist nochmals eine Länge von 4,5 bis 7,5 cm auf. Da die kleinen Tiere zu schwach sind, sich Gänge oder Bauten in Boden anzulegen, haben sie sich einen anderen Lebensraum erschlossen: den Halmwald, wie ihn Feuchtwiesen und Getreidefelder bieten. In dichten Vegetationsbeständen baut sich die Zwergmaus ein Nest, vorwiegend aus Gräsern (bevorzugt Rohrglanzgras), an senkrecht stehenden Halmen. Hierzu werden zunächst noch am Halm festsitzende Blätter mit den Schneidezähnen aufgefasert und miteinander verwoben. Sobald das Grundgerüst fertig ist, werden andere Blätter abgebissen und mitverarbeitet, bis eine dichte Kugel mit einem Durchmesser von 7,5 bis 9 cm und einem seitlichen Eingang entstanden ist. Zwergmausnester wurden in Höhen zwischen 20 cm bis in 1,7 m gefunden. In diese Nester zieht sich die Zwergmaus während der Ruhephasen zurück und in ihnen bringt sie auch ihre Jungen zur Welt. In ihrem Lebensraum müssen Zwergmäuse gute Kletterer sein. Um die Vorderfüße für Nestbau, Nahrungssuche und andere Aktivitäten frei zu haben, benutzen sie ihren Schwanz als zusätzliches Greiforgan. Mit dem Schwanz sind Zwergmäuse ständig auf der Suche nach einer Struktur, die sie umwinden können. Sie können auch längere Zeit ausschließlich an ihrem Schwanz hängen. Trotz aller Kletterkunst können Zwergmäuse Halme mit einem Durchmesser von über 7 mm nicht mit ihren Füßen umfassen, deshalb sucht man sie in reinen Schilfbeständen vergeblich.
Im Herbst, wenn die Gräser absterben, müssen sich Zwergmäuse auf den Boden begeben. Da sie nicht graben, suchen sie sich zum Überwintern Verstecke in Strohlagern und Scheunen, oder sie nutzen die verlassenen Gangsysteme anderer Nager. Über den winterlichen Lebensabschnitt weiß man bei der Zwergmaus noch nicht viel. In Mitteleuropa ernährt die Zwergmaus überwiegend von Grassamen und -blättern sowie von Insekten und deren unterschiedlichen Fortpflanzungsstadien.

Auf Messtischblatt-Quadrantenbasis ist ein flächendeckendes Vorkommen der Zwergmaus in NRW wahrscheinlich. Die Bindung der Art an meist nasse, relativ nährstoffarme Lebensräume mit geringen Halmdurchmessern, die zunehmend in Folge der Intensivierung der Landwirtschaft aus der Landschaft verschwinden, lässt einen Rückgang der Bestände der Art vermuten, konkrete Monitoringdaten liegen aber bislang nicht vor.

Literatur:

  • FELDMANN R (1984): Zwergmaus - Micromys minutus (Pallas, 1778).- In: SCHRÖPFER R, FELDMANN R, VIERHAUS H (Hrsg.): Die Säugetiere Westfalens.- Abh. Westf. Mus. Naturkde. 46: 65-68.
  • FELDMANN R (1997): Studien zur Autökologie und Fortpflanzungsbiologie der Zwergmaus, Micromys minutus.- Abh. Westf. Mus. Naturkd.,59: 107-115.
  • MEINIG H, VIERHAUS H, TRAPPMANN C, HUTTERER R (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Säugetiere in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand August 2011, in LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 2011. LANUV-Fachbericht 36, Band 2: 49-78.
  • PIECHOCKI R (2001): Die Zwergmaus Micromys minutus Pallas.- 2. überarb. u. erweiterte Aufl., D. Neue Brehm Bücherei, 222, Hohenwarsleben: 126 S.

Textautor

Holger Meinig

Empfohlene Zitierweise

Meinig H (2024): Zwergmaus (Micromys_minutus).In: AG Säugetierkunde NRW — Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von saeugeratlas-nrw.lwl.org am 03.12.2024

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