Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens
AG Säugetierkunde in NRW
Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Säugetierarten. Probieren Sie es aus.
Wolf
Canis lupus
Startjahr
Endjahr
Der Wolf ist die Stammform des Haushundes. Wolfsähnlich gefärbte große Hunde können echten Wölfen sehr ähnlich sein. Der Wolf hat einen breiten Kopf mit langer Schnauze, relativ kleine dreieckige Stehohren, gelbe Augen mit hellem Überaugenfleck, eine helle Gesichtszeichnung an Wangen und Maul, einen dunklen Sattelfleck an der Schulter, eine gerade Rückenlinie und einen in Ruhe senkrecht herabhängenden Schwanz, oft mit schwarzer Spitze.
Wölfe sind überaus anpassungs- und lernfähige Raubtiere, die auch in der Nähe von Ortschaften und Städten leben können, sich aber gegenüber dem Menschen äußerst vorsichtig verhalten. Auf dem Speiseplan des Wolfs stehen zwar vorwiegend größere Huftiere wie Wildschweine, Rehe und Hirsche, aber dank seiner feinen Nase auch Mäuse und Aas. Wölfe leben in Familiengruppen bestehend aus dem Elternpaar, den Welpen und den Jährlingen. Bei Eintritt der Geschlechtsreife verlassen die Jungwölfe das Rudel und wandern ab. Ein Rudel verteidigt ein Streifgebiet von 200 - 300 Quadratkilometer gegen andere Wölfe.
Während in manchen Ländern, in denen der Wolf vorkommt, Restpopulationen überlebt haben, wurde der Wolf in Mitteleuropa vollständig ausgerottet, da ihm die Übergriffe auf Haustiere sowie auf das Wild verübelt wurden. So war er in weiten Teilen Deutschlands als Standwild bereits Anfang des 19. Jahrhunderts ausgerottet.
Auf dem Gebiet des heutigen NRWs traten Wölfe wohl schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nur noch als Zuwanderer auf (letzte Erlegungen in Nordrhein-Westfalen: 1835 im Münsterland, 1839 im Rothaargebirge, 1874 in der Eifel).
Etwa seit dem Jahr 2000 gibt es in Deutschland wieder sich fortpflanzende Wölfe. Ausgehend von Ostsachsen breitet sich die Art wieder aus und inzwischen gibt es sogar in Niedersachsen Wolfsrudel. Ein aus Sachsen stammender männlicher Wolf hielt sich von 2006 bis 2011 im Norden Hessens auf und dieses Tier ist 2009 kurzzeitig auch im Kreis Höxter und damit in NRW gewesen. Ende Dezember 2014 wurden im Oppenweher Moor an der Grenze zu Niedersachsen Spuren eines Wolfes entdeckt. Sichergestellte Proben lieferten in beiden Fällen die genetische Bestätigung der Artdiagnose. Im Januar 2015 wurde ein Wolf bei Siegen von einer Fotofalle an einem Rehkadaver aufgenommen.
Es muss damit gerechnet wird, dass in Zukunft öfter Wölfe in NRW auftreten. Beobachtungen wahrscheinlicher Wölfe sollten genau dokumentiert und möglichst, wenn auch nur mit dem Handy, fotografiert werden. Wölfe, die als Opfer des Straßenverkehrs nachgewiesen werden, werden durch die zuständigen Stellen sorgfältig untersucht. Um Übergriffe dieser Wölfe auf Nutztiere wie Schafe und Ziegen zu verhindern, helfen Elektrozäune und Hunde.
Literatur:
- FELDMANN R, REHAGE H-O (1984): Wolf - Canis lupus Linnaeus 1758. In: SCHRÖPFER R, FELDMANN R, VIERHAUS H (Hrsg.): Die Säugetiere Westfalens.- Abh. Westf. Mus. Naturkde. 46: 269-271.
- HUCHT-CIORGA I, KAISER M (2011): Luchs und Wolf in NRW. Natur in NRW 2/11: 35-39.
- PETERS G (1993): Canis lupus Linnaeus, 1758 - Wolf. In: NIETHAMMER J, KRAPP F (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas, Wiesbaden. Band 5/1 Raubsäuger: 47-106.
Textautor
Ingrid Hucht-Ciorga und Henning Vierhaus
Empfohlene Zitierweise
Hucht-Ciorga I, Vierhaus H (2024): Wolf (Canis_lupus).In: AG Säugetierkunde NRW — Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von saeugeratlas-nrw.lwl.org am 21.11.2024