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Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens

AG Säugetierkunde in NRW

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Säugetierarten. Probieren Sie es aus.

Wimperfledermaus

Geoffroy′s bat

Rote Liste NRW: 2 Stark gefährdet

Myotis emarginatus

Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Foto: Henning Vierhaus
Als Art der Gattung Myotis besitzt die mittelgroße Wimperfledermaus einen hellen, allerdings gelblichen Bauch. Das relativ lange, leicht wollige Rückenfell ist mittelbraun und geht oft ins Rötlichbraune über, Jungtiere sind dunkler und graubraun. Die Namen gebenden Wimpern am Rand der Schwanzflughaut sind kaum zu erkennen, ein gutes Kennzeichen jedoch sind die markante Stufe im Außenrand der Ohren sowie die zahlreichen Pickelchen im Ohr.
Die Wimperfledermaus ist in ihrem Vorkommen deutlich an Siedlungen gebunden. Ihre Jagdgebiete liegen in Wäldern, strukturreichen Parklandschaften, Obstwiesengebieten sowie an kleineren Gewässern. Dort fängt sie neben fliegenden Insekten in großer Zahl auch Spinnen und Insekten, die von Blättern, Ästen und Stämmen abgesammelt werden. Bei schlechtem Wetter lesen Wimperfledermäuse Spinnen und Fliegen aber auch in Viehställen von Wänden und Decken ab. Quartiere und Jagdgebiete können über 10 km voneinander entfernt sein und sind meist durch Leitstrukturen wie Wälder, Alleen, Hecken oder Gräben verbunden. Im Gegensatz zur Wasserfledermaus lässt sich die Wimperfledermaus bei der Jagd kaum beobachten, da sie weit nach Sonnenuntergang aus- und relativ früh wieder einfliegt und gerne hoch im Bereich der Baumkronen jagt. Die Wochenstuben der Wärme liebenden Art befinden sich in Mitteleuropa in Gebäuden, in Südeuropa auch in Höhlen. Genutzt werden großräumige Dachböden, die recht hell sein können. Dort stecken sie in Balkenlöchern und Winkeln im Gebälk, bei hohen Temperaturen hängen sie auch frei, oft in größeren Klustern von mehreren Dutzend Tieren. Die Männchen schlafen meist einzeln unter Dachvorsprüngen oder in Baumhöhlungen den Winter verbringen Wimperfledermäuse in unterirdischen Quartieren, wie Höhlen, Stollen und Kellern. Die Jungtiere kommen im Juni, teilweise auch erst im Juli zur Welt. Zumindest ein Teil der Tiere bleibt wenigstens bis September in den Wochenstubenquartieren.

Die Wimperfledermaus gehört zu den seltensten Fledermausarten in NRW. Zwei Wochenstuben sind derzeit im Kreis Heinsberg in alten, aufgegebenen Bauernhöfen bekannt (Stand 2014). Sie liegen unmittelbar an der Grenze zu den Niederlanden. Dort, in Limburg sowie in Belgien bestehen mehrere Kolonien der Art, wovon die größten in einigen Jahren 800 und mehr Weibchen aufwiesen. Einzelne Männchen und Weibchen werden im Kreis Heinsberg durchaus mehr als 10 Kilometer von den Wochenstuben entfernt nachgewiesen und ein hier markiertes Tier wurde in einer Mergelgrube in Valkenburg (Limburg, Niederlande, 33 km SW) wiedergefunden.
Wenige Einzelfunde der Art liegen weit verteilt aus dem übrigen NRW vor, so aus Moers und Dortmund, aus dem Kreis Steinfurt, dem Sauerland, dem Raum Bonn und der Eifel, wo nach dem Jahr 2000 Einzelnachweise winterschlafender oder schwärmender Tiere gelangen.
Die Rufe der Wimperfledermaus sind sehr charakteristisch, sodass gute Aufnahmen von Rufreihen zum Nachweis der Art auch in weiteren Gebieten geeignet sein können.

Literatur:

  • DIETZ C, KIEFER A (2014): Die Fledermäuse Europas - kennen, bestimmen, schützen. Kosmos, Stuttgart.
  • MEINIG H, VIERHAUS H, TRAPPMANN C, HUTTERER R (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Säugetiere - Mammalia in Nordrhein-Westfalen.- 4. Fassung, Stand August 2011, in LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 2011. LANUV-Fachbericht 36, Band 2: 49-78.
  • STRAUBE M (2010): Telemetrie der Wimperfledermaus (Myotis emarginatus) im Kreis Heinsberg - unpubl. Gutachten i.A. des NABU KV Heinsberg.
  • VIERHAUS H (2008): Ein bedeutendes Fledermaus-Winterquartier am linken Niederrhein - mit Nachweisen der Wimperfledermaus, Myotis emarginatus (Geoffroy, 1806). Nyctalus 13: 211-216.

Textautor

Michael Straube

Empfohlene Zitierweise

Straube M (2024): Wimperfledermaus (Myotis_emarginatus).In: AG Säugetierkunde NRW — Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von saeugeratlas-nrw.lwl.org am 21.11.2024

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