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Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens

AG Säugetierkunde in NRW

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Säugetierarten. Probieren Sie es aus.

Kleine Bartfledermaus

Whiskered bat

Rote Liste NRW: 3 Gefährdet

Myotis mystacinus

Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Foto: Heinz Immekus
Die Kleine Bartfledermaus hat eine Unterarmlänge von 32 - 36 mm und ein Gewicht von 3 - 9 g. Demnach gehört sie zu den kleinsten Fledermausarten in NRW. Die Schnauze und Ohren adulter Tiere sind merklich dunkler als bei mehrjährigen Großen Bartfledermäusen. Recht charakteristisch ist ihr flauschiges Rückenfell. Insgesamt verhält sich die Kleine Bartfledermaus "in der Hand" temperamentvoller als die Große Bartfledermaus. Eine sichere Artbestimmung der Bartfledermäuse ist jedoch nur anhand von Zahnmerkmalen und bei den Männchen anhand des Penis möglich.
Die Kleine Bartfledermaus gilt als eine recht anpassungsfähige Fledermausart. Ihr Lebensraum und Jagdgebiet sind halb offene Landschaften mit einzelnen Gehölzen und Heckenstrukturen bis hin zu dörflichen Siedlungen. Gerne jagt sie in geringer Höhe entlang Bächen und Gewässerufern oder auch an Gehölzrändern. Die Art ist zumindest in Nordeuropa weniger stark an Wald gebunden als die Große Bartfledermaus. Das Beutespektrum ist ausgesprochen vielfältig und reicht von Zweiflüglern, Nachtfaltern und Hautflüglern über Käfer bis hin zu Raupen und Spinnen.
Sommerquartiere befinden sich häufig in und an Gebäuden und hier z.B. hinter Brettern und Fensterläden oder hinter Schieferverkleidungen. Im Wald nutzen die Tiere Verstecke hinter abstehender Borke und auch Vogel- bzw. Fledermauskästen. In solchen Quartieren finden sich Wochenstubengesellschaften mit bis zu 60 Weibchen zusammen. Häufig finden in den Sommermonaten Quartierwechsel statt. Männchen suchen während der warmen Jahreszeit zunehmend Höhlen und Stollen als Tagesquartier auf.
Kleine Bartfledermäuse überwintern in Höhlen sowie Stollen aber auch in Kellern und stillgelegten Eisenbahntunneln. Hier hängen sie oft frei an der Wand oder Decke, verstecken sich aber auch gerne mehr oder weniger tief in Spalten. Im Winterquartier wechseln die Tiere hin und wieder mal ihren Hangplatz.

Die Mehrzahl der Feststellungen von Kleinen Bartfledermäusen während der Sommermonate einschließlich ihrer Wochenstuben stammt aus der Westfälischen Bucht und dem Nordosten Westfalens. In der kalten Jahreszeit dagegen liegen die meisten Nachweise im Bergland von NRW, so im Sauer- und Wittgensteiner Land, in der Egge und in der Eifel. Auch im Norden des Münsterlandes gibt es Winterquartiere. Diese Nachweismuster legt Wanderungen zwischen den Sommerlebensräumen und den Winterquartieren nahe.
Eines der größten Winterquartiere von Bartfledermäusen, überwiegend Kleine Bartfledermäuse, mit bis zu 230 Individuen befindet sich in einem stillgelegten Eisenbahntunnel im Rothaargebirge.
Da die Kleine Bartfledermaus sehr ähnliche Quartiere nutzt wie die Zwergfledermaus, könnten Detektorkontrollen an vermeintlichen Zwergfledermausquartieren zu weiteren Nachweisen der Kleinen Bartfledermaus führen. So ließe sich vielleicht der geringe Kenntnisstand zur Sommerverbreitung dieser Art verbessern.

Literatur:

  • DIETZ C, KIEFER A (2014): Die Fledermäuse Europas. Franckh-Kosmos-Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 400 S.
  • FüLLER M, BECKER A, FÖLLING A, REIFENRATH R (2012): Die Höhlen im lippischen Eggevorland als Winterquartier für Fledermäuse. Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde 81: 258-283
  • MEINIG H, VIERHAUS H, TRAPPMANN C, HUTTERER R (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Säugetiere in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand August 2011, in LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 2011. LANUV-Fachbericht 36, Band 2: 49-78.
  • TAAKE K-H (1993): Fledermäuse und ihre Lebensräume im Kreis Herford. Hrsg.: Biologiezentrum Bustedt e.V., Hiddenhausen. Schumann, Bünde 1993.
  • VIERHAUS H (1994): Kleine Bartfledermäuse (Myotis mystacinus) in einem bemerkenswerten westfälischen Winterquartier. Nyctalus 5: 37-58.

Textautor

Frauke Meier und Manuel Graf

Empfohlene Zitierweise

Meier F, Graf M (2024): Kleine_Bartfledermaus (Myotis_mystacinus).In: AG Säugetierkunde NRW — Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von saeugeratlas-nrw.lwl.org am 03.12.2024

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