Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens
AG Säugetierkunde in NRW
Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Säugetierarten. Probieren Sie es aus.
Hausratte
Rattus rattus
Startjahr
Endjahr
Hausratten sind kleiner als Wanderratten, haben größere Ohren, einen spitzeren Kopf sowie einen längeren Schwanz. In Mitteleuropa tritt sie in drei Farbvarianten auf, wobei die relativ häufigen, schwarzen Tiere sich oft bereits aufgrund der Färbung als Hausratten zu erkennen geben. Dabei ist allerdings ist zu bedenken, dass es auch schwarze Wanderratten gibt. Hausratten klettern sehr gut und können sogar über Häuser verbindende Leitungen balancieren. Sie besiedeln daher auch Gebäudeteile, die Wanderratten nicht gut erreichen können. Hausratten lieben trockene, warme, mit einem reichen Nahrungsangebot und Versteckmöglichkeiten versehene Orte, die sie z. B. in Städten, Bauernhöfen und Mühlenbetrieben oder in Lagerhäusern von Häfen finden. Freilandpopulationen sind in Deutschland die Ausnahme.
Die Hausratte ist ein klassischer Kulturfolger, der erst durch bzw. mit dem Menschen die ganze Welt besiedelt hat. Vermutlich ist sie ursprünglich in Vorderindien zuhause und gelangte erst in frühgeschichtlicher Zeit nach Europa, wo sie nur im Mittelmeerraum ein geschlossenes Verbreitungsgebiet hat. In Mitteleuropa dagegen hat es wohl immer nur inselartige Vorkommen gegeben, die erheblichen Bestandsschwankungen unterlagen. Einerseits haben nachteilige Änderungen der im Siedlungsbereich vorhandenen Lebensbedingungen und Bekämpfungsmaßnamen zum Erlöschen vieler lokaler Populationen geführt, andererseits sorgt der internationale Gütertransport immer wieder für die Gründung neuer Vorkommen an geeigneten Plätzen.
Zum Ende des 20. Jahrhunderts wurde die Hausratte in Nordrhein-Westfalen als praktisch ausgestorben angesehen. Bekannt gewordene, letzte Vorkommen in den 1980er Jahren im Ruhrgebiet waren vernichtet worden. Das schließt aber nicht aus, dass immer wieder mal Hausratten nach NRW verfrachtet werden und z. B. in Lagerhäusern oder geeigneten Stallungen zumindest vorübergehend kleine und unerkannt bleibende Populationen aufbauen können. So ergaben Untersuchungen in den 1990er Jahren, dass in den Häfen von Köln, Düsseldorf, Neuss und Wesel Hausratten leben. Über aktuelle Vorkommen in NRW liegen allerdings keine Informationen vor. Gefangene Tiere, bei denen der Verdacht besteht, dass es sich um Hausratten handelt, sollten für eine sichere Bestimmung unbedingt an das LWL-Museum für Naturkunde in Münster bzw. das Museum Alexander Koenig in Bonn gegeben werden.
Literatur:
- BECKER K (1978): Rattus rattus (Linnaeus, 1758) - Hausratte. In: NIETHAMMER J, KRAPP F (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas, Wiesbaden. Band 1, Nagetiere I: 382-400.
- ENDEPOLS S, DIETZE H, ENDEPOLS H (2001): The occurrence of roof rats (Rattus rattus L., 1758) in Germany during the late 20th century. Mamm. Biol. 66: 301-304.
- MEINIG H, VIERHAUS H, TRAPPMANN C, HUTTERER R (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Säugetiere in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand August 2011, in LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 2011. LANUV-Fachbericht 36, Band 2: 49-78.
- VON BÜLOW B (1984): Hausratte - Rattus rattus (Linnaeus, 1758). In: SCHRÖPFER R, FELDMANN R, VIERHAUS H (Hrsg.): Die Säugetiere Westfalens.- Abh. Westf. Mus. Naturkde., 46: 259-264.
Textautor
Henning Vierhaus
Empfohlene Zitierweise
Vierhaus H (2024): Hausratte (Rattus_rattus).In: AG Säugetierkunde NRW — Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von saeugeratlas-nrw.lwl.org am 21.12.2024