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Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens

AG Säugetierkunde in NRW

Der Atlas zeigt Ihnen auf Basis von Topographischen Karten das Vorkommen heimischer Säugetierarten. Probieren Sie es aus.

Gartenschläfer

Garden dormouse

Rote Liste NRW: G Gefährdung unbekannten Ausmaßes

Eliomys quercinus

Startjahr

Endjahr

 

Artfoto
Foto: Heinz Immekus
Der Gartenschläfer ist mit seiner auffälligen Gesichtsmaske nach dem Feldhamster das bunteste heimische Säugetier. Er zählt zu der entwicklungsgeschichtlich alten Familie der Schläfer oder Bilche, von denen in NRW neben dem Gartenschläfer auch Haselmaus und Siebenschläfer vorkommen. Außer durch die Fähigkeit den Winter zu verschlafen unterscheiden sich diese Tiere auch durch eine besondere Zahnstruktur und das Fehlen eines Blinddarms von den anderen Nagetieren. Das Fehlen des Blinddarms führt zu einem vergleichsweise hohen Anteil tierischer Nahrung bei diesen Arten, denn nur durch tierische Nahrung vermögen diese Arten einen ausgeglichenen Vitamin K- und B-Haushalt zu erreichen.

Der Gartenschläfer ist mit seinen Vorkommen auf Europa beschränkt. Während der letzten 100 Jahre hat die Art ca. 40 % ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes verloren, ohne dass bisher die Gründe hierfür geklärt werden konnten. Möglicherweise bedeutsam sind in diesem Zusammenhang der Rückgang von Großinsekten infolge landwirtschaftlicher Praktiken (Biozide), aber vielleicht spielt auch die Klimaerwärmung eine Rolle.

In NRW tritt die Art als Kulturfolger in der Umgebung Bonns und als Kulturflüchter in den Hochlagen der südwestfälischen Mittelgebirge in Bereichen mit schütterer Bodenvegetation auf. Ein Teil der nordwestlichen Arealgrenze der Art verläuft durch NRW. Auch in NRW ist ein Rückgang der Art zu verzeichnen. Die letzten westfälischen Nachweise stammen aus dem Jahr 1995 (H. Immekus, mdl. Mitt.). In Bonn wird die Art bei Weitem seltener als früher als polternder Hausgeist gemeldet (R. Hutterer, mdl. Mitt.). Bislang wird die Art nicht auf einer Liste besonders schutzbedürftiger Arten geführt, was zu ihrer Vernachlässigung auch von Seiten des ehrenamtlichen Naturschutzes geführt hat, obwohl der Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich eine besondere Verantwortung für den Erhalt der Art zukommt.

Literatur:

  • MEINIG H (2004): Einschätzung der weltweiten Verantwortlichkeit Deutschlands für die Erhaltung von Säugetierarten.- In: GRUTTKE, H. (Bearb.): Ermittlung der Verantwortlichkeit für die Erhaltung mitteleuropäischer Arten.- Schriftenr. Biol. Vielfalt., 8, BfN, Bonn-Bad Godesberg: 117-131.
  • MEINIG H, BOYE P (2007): A review of negative impact factors affecting mammal populations in Germany.- Folia Zoologica 58: 279-290.
  • MEINIG H, BüCHNER S (2012): The current situation of the Garden Dormouse (Eliomys quercinus) in Germany.- In: BüCHNER S, ANSORGE H (ed.): Proceedings of the 8th International Dormouse Conference (IDC).- Peckiniana 8: 113-118.
  • MEINIG H, VIERHAUS H, TRAPPMANN C, HUTTERER R (2011): Rote Liste und Artenverzeichnis der Säugetiere in Nordrhein-Westfalen. 4. Fassung, Stand August 2011, in LANUV (Hrsg.): Rote Liste der gefährdeten Pflanzen, Pilze und Tiere in Nordrhein-Westfalen, 2011. LANUV-Fachbericht 36, Band 2: 49-78.
  • REHAGE, H-O (1984): Gartenschläfer - Eliomys quercinus (Linnaeus, 1766).- In: SCHRÖPFER R, FELDMANN R, VIERHAUS H (Hrsg.): Die Säugetiere Westfalens.- Abh. Westf. Mus. Naturkde., 46: 163-167.
  • TEMPLE HJ, TERRY A (Comp.) (2007): The status and distribution of European mammals.- Office for Official Publications of the European Communities, Luxembourg: 45 pp.

Textautor

Holger Meinig

Empfohlene Zitierweise

Meinig H (2024): Gartenschläfer (Eliomys_quercinus).In: AG Säugetierkunde NRW — Online-Atlas der Säugetiere Nordrhein-Westfalens. Heruntergeladen von saeugeratlas-nrw.lwl.org am 03.12.2024

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